Text: , 1648.

Musik: An Was­ser­flüs­sen Ba­by­lon, Deutsche Kirch­en­amt (Strass­burg: 1525).


Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
Der Welt und ihrer Kinder;
Es geht und träget in Geduld
Die Sünden aller Sünder;
Es geht dahin, wird matt und krank,
Ergibt sich auf die Würgebank,
Verzeiht sich aller Freuden;
Es nimmet an Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Striemen, Kreunz und Tod
Und spricht: Ich will’s gern leiden.

Das Lämmlein ist der grosse Freund
Und Heiland meiner Seelen;
Den, den hat Gott zum Sündenfeind
Und Sühner wollen wählen.
Geh hin, mein Kind, und nimm dich an
Der Kinder, die ich ausgetan
Zur Straf’ und Zornesruten.
Die Straf’ ist schwer, der Zorn ist gross,
Du kannst und sollst sie machen los
Durch Sterben und durch Bluten.

Ja, Vater, ja, von Herzensgrund,
Leg’ auf, ich will dir’s tragen;
Mein Wollen hängt an deinem Mund,
Mein Wirken ist dein Sagen.
O Wunderlieb’, o Liebesmacht,
Du kannst, was nie kein Mensch gedacht,
Gott seinen Sohn abzwingen!
O Liebe, Liebe, du bist stark,
Du streckest den ins Grab und Sarg,
Vor dem die Felsen springen!

Ich will von deiner Lieblichkeit
Bei Nacht und Tage singen,
Mich selbst auch dir zu aller Zeit
Zum Freudenopfer bringen.
Mein Bach des Lebens soll sich dir
Und deinem Namen für und für
In Dankbarkeit ergiessen,
Und was du mir zugut getan,
Das will ich stets, so tief ich kann,
In mein Gedächtnis schliessen.

Was schadet mir des Todes Gift?
Dein Blut, das ist mein Leben;
Wenn mich der Sonne Hitze trifft,
So kann mir’s Schatten geben.
Setzt mir der Wehmut Schmerzen zu,
So find’ ich bei dir meine Ruh’
Als auf dem Bett ein Kranker;
Und wenn des Kreuzes Ungestüm
Mein Schifflein treibet um und um,
So bist du dann mein Anker.

Wenn endlich ich soll treten ein
In deines Reiches Freuden,
So soll dies Blut mein Purpur sein,
Ich will mich darein kleiden.
Es soll sein meines Hauptes Kron’,
In welcher ich will vor dem Thron
Des höchsten Vaters gehen
Und dir, dem er mich anvertraut,
Als eine wohlgeschmückte Braut
An deiner Seite stehen.